MYALGISCHE ENZEPHALOMYELITIS /
CHRONISCHES FATIGUE SYNDROM (ME/CFS)
ALLGEMEINE INFO
WAS IST MYALGISCHE ENZEPHALOMYELITIS / CHRONISCHES FATIGUE SYNDROM (ME/CFS)?
ME/CFS ist eine schwerwiegende, chronische Erkrankung, die das Immunsystem, das Nervensystem und den Energiestoffwechsel betrifft. Sie wird daher auch als neuroimmunologische Multisystemerkrankung bezeichnet. Sie ist durch extreme Erschöpfung und einer starken Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit gekennzeichnet, die nicht durch Ruhe gelindert werden können. Zudem leiden Betroffene häufig an einer Vielzahl weiterer Beschwerden, wie Kreislaufschwächen, Konzentrations-, Merk- und Wortfindungsstörungen (oft als „Brain Fog“ bezeichnet), Überempfindlichkeit auf Sinnesreize, erhöhte Infektanfälligkeit und häufiges Krankheitsgefühl, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden und chronische oder akute Schmerzen (Muskel- und Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen).
Begleitet wird die bereits stark eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Betroffenen meist von einer weiteren Zustandsverschlechterung nach körperlicher oder mentaler Anstrengung, auch dann, wenn es sich nur um leichte Aktivitäten oder alltägliche Handlungen (z. B. Zähneputzen oder Duschen) handelt. Die sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM) kann zuweilen Tage oder sogar mehrere Wochen anhalten. Typischerweise tritt die Symptomverschlechterung auch zeitverzögert auf (24 – 72 Stunden). Gleichzeitig ist PEM das entscheidende Merkmal, das ME/CFS von anderen Krankheiten abgegrenzt, die ebenfalls mit Fatigue (Erschöpfung) einhergehen, bei denen aber eine moderate Aktivität zu einer Verbesserung führen kann. Bei ME/CFS Betroffenen kann Aktivierung im Gegensatz dazu zu einer weiteren, dauerhaften Verschlechterung der Erkrankung führen.
Die genaue Ursache von ME/CFS ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass eine Kombination von genetischen, immunologischen, neurologischen und hormonellen Faktoren sowie Infektionen zur Entstehung der Krankheit beiträgt. Häufig tritt ME/CFS nach einer viralen Infektion, wie zum Beispiel mit dem Epstein-Barr-Virus, dem Influenzavirus oder COVID-19 auf. Mittlerweile sind verschiedene Pathogene (Erreger) als Auslöser bekannt. Wie bereits nach der SARS-Pandemie 2002/2003 zeigt sich nun auch nach der COVID-19-Pandemie, dass mit einer Zunahme von ME/CFS-Erkrankten nach einer Coronainfektion gerechnet werden muss.
Auch traumatische Ereignisse oder Operationen können als Auslöser fungieren. Das Auftreten der Krankheit unterscheidet sich stark. Teilweise berichten Betroffene von einem eindeutigen und akuten Krankheitsbeginn, andere berichten von einem schleichenden Prozess der eine eindeutige zeitliche Identifizierung nicht ermöglicht.
In Deutschland sind schätzungsweise 2 bis 4 von 1000 Menschen von ME/CFS betroffen. Frauen erkranken häufiger als Männer. ME/CFS ist international als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert sie als neurologische Erkrankung.
Für ME/CFS gibt es bisher keine Heilung. Die Lebensqualität der Betroffenen ist teilweise stark eingeschränkt. Gut ein Viertel aller Patienten können kaum noch eigenständig einfachste Aktivitäten ausführen, sind bettlägerig und auf Pflege angewiesen. Mehr als der Hälfte ist es nicht mehr möglich einem geregelten Tagesablauf nachzugehen, oder zu arbeiten.
Die Entwicklung der Krankheit kann stark variieren. Bei einigen Betroffenen, insbesondere Kindern und Jugendlichen, können sich die Symptome nach einigen Jahren verbessern oder sogar vollständig verschwinden. Bei Erwachsenen hingegen bleiben die Beschwerden häufig dauerhaft bestehen und können sich im Laufe der Zeit verschlimmern.
Sie leiden unter Myalgischer Enzephalomyelitis / Chronischen Fatigue Syndrom und suchen nach weiteren Therapiemöglichkeiten? Wir im MEDIVITUM in Wiesbaden beraten und unterstützen Sie.
SYMPTOME UND ANZEICHEN
WAS SIND DIE TYPISCHEN SYMPTOME VON ME/CFS?
Das Hauptsymptom von ME/CFS ist die Post-Exertional Malaise (PEM), eine Verschlechterung der Symptome nach körperlicher oder geistiger Anstrengung, die mehrere Tage oder Wochen andauern kann.
Weitere Symptome und begleitenden Beschwerden sind:
- starke, anhaltende Erschöpfung (Fatigue) und Müdigkeit, die selbst durch Ruhe und Erholung nicht besser wird. Alltägliche Aktivitäten und Leistungen kosten viel Kraft oder ist nicht mehr möglich.
- gestörter oder nicht erholsamer Schlaf sowie Einschlafprobleme
- Konzentrations-, und Wortfindungsstörungen, stark verlangsamtes Denken und ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Betroffene beschreiben häufig einen vernebelten Zustand (Brain Fog)
- orthostatische Intoleranz, d.h. Kreislaufbeschwerden wie Schwindel, Übelkeit, erhöhter Puls oder Herzrasen, die vor allem im Sitzen oder Stehen auftreten und sich im Liegen bessern
- akute oder chronische Schmerzen (betroffen sind etwa Kopf, Gelenke, Muskeln oder Lymphknoten)
- Infektanfälligkeit und andauernde Krankheitsgefühle, sowie grippeähnliche Beschwerden
- eine erhöhte Reizempfindlichkeit
- Magen-Darm und Verdauungsbeschwerden
Diese Symptome können stark variieren und sind oft so schwerwiegend, dass sie die täglichen Aktivitäten erheblich einschränken. Bei schwereren Formen der Erkrankung sind Betroffene oft auf Hilfe angewiesen und können das Haus nicht mehr verlassen. ME/CFS wird in die Schweregrade mild, moderat, schwer und sehr schwer eingeteilt. Die Schweregrade gehen fließend ineinander über und können im Verlauf der Krankheit schwanken.
Haben Sie diese Symptome bei sich wiedergefunden? Leiden Sie unter einer ME/CFS und suchen weitere Therapiemöglichkeiten – Wir im MEDIVITUM in Wiesbaden begleiten Sie, beraten Sie auch in alternativen Behandlungsmöglichkeiten und unterstützen Sie dabei.
Therapie und Behandlungen
WIE WIRD ME/CFS BEHANDELT?
Bislang gibt es keine allgemein gültige Therapie, die die Ursachen von ME/CFS bekämpft. Es ist wichtig, dass Betroffene eine individuell angepasste Therapie zur Linderung der Symptome finden. Die Behandlung von ME/CFS ist symptomorientiert. Zu den wichtigsten Ansätzen gehören:
- Pacing: Eine Technik, bei der die Patienten lernen, ihre Aktivitäten so zu gestalten, dass sie innerhalb ihrer Belastungsgrenzen bleiben und keine PEM auslösen. Dies beinhaltet auch das Aufteilen von Aktivitäten über mehrere Tage und das Einplanen ausreichender Ruhezeiten.
- Medikamentöse Behandlung: Schmerzmittel, Schlafmittel und andere Medikamente können zur Linderung einzelner Symptome eingesetzt werden. Bei schweren Verläufen, die mit Pflegebedarf und Bettlägerigkeit einhergehen können Medikamente Thrombosen vorbeugen.
- Ernährungs- und Lebensstiländerungen: Eine entzündungshemmende und histaminreduzierte Ernährung und die Vermeidung von Überreizungen und Stress können hilfreich sein.
- Psychologische Unterstützung: Eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und Beratung können helfen, den Umgang mit der chronischen Krankheit zu erleichtern.
Unbedingt abzuraten ist Betroffenen von einer Aktivierung. Anders als bei anderen Krankheiten die mit ausgeprägten Erschöpfungszuständen einhergehen, kann es sonst zu Zustandsverschlechterung kommen.
Neben einer geeigneten medizinischen und sozialen Versorgung ist die Unterstützung durch Familie und Freunde besonders wichtig. Es kann auch helfen, sich mit anderen Betroffenen zu vernetzen.
Funktionelle Medizin
WIE KANN FUNKTIONELLE MEDIZIN BEI ME/CFS HELFEN?
Insbesondere durch die erweiterte Labordiagnostik können verschiedene Parameter, die mit massiven Erschöpfungssymptomen assoziiert sind, aufgedeckt werden, darunter z. B. Eisenmangel, Schilddrüsenunterfunktion, mitochondriale Dysfunktion, Vitamin- und Hormonmängel sowie immunologische Ungleichgewichte. Zudem können eine Regulation des vegetativen Nervensystems durch entsprechende Übungen, naturheilkundliche Anwendungen und verschiedene medikamentöse Ansätze aus der funktionellen Medizin Anwendung finden. Verschiedene Off-label Medikamente wie LDN (Low dose Naltrexon), Low dose Mestinon oder auch transdermales Nikotin können nach ausführlicher Aufklärung individuell hilfreich sein.
Wir im MEDIVITUM in Wiesbaden beraten Sie individuell und spezialisiert. Kontaktieren Sie uns als Experten. In einem persönlichen Gespräch nehmen wir uns Zeit und entscheiden mit Ihnen, ob weitere Therapiemaßnahmen erfolgreich sein können.